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Unser Rückblick auf 2021 bis 2023

Im letzten Rückblick vom Januar 2021 war ich noch ausgesprochen hoffnungsvoll, was die Zukunft anging. Klar, nach dem Corona-Lockdown konnte es ja nur bergauf gehen. Unser Rückblick auf 2021 bis 2023 fällt trotzdem eher durchwachsen aus. Schuld daran waren die Klimaerwärmung und deren Auswirkungen auf unser Wetter.

Ein Auftrag quasi backstage im Museum

Im Frühjahr 2021 lief tatsächlich noch nichts. Es kam dann aber doch noch ein größerer Auftrag quasi backstage im Museum um die Ecke. Vom September 2021 bis zum November 2022 lief in verschiedenen Museen in NRW die archäologische Landesausstellung „Roms fließende Grenzen“. Wir hatten von der NRW-Stiftung den Auftrag erhalten, die Texte für ein Kinderheft zu den Ausstellungen zu verfassen. Rechtzeitig zur Eröffnung der ersten Ausstellung sollte das Heft fertig werden. 10 Wochen vom ersten Projektgespräch bis zur Abgabe. Das war sportlich. Wir haben es dennoch geschafft – und das Heft hat reißenden Absatz gefunden.

Hochwasser

Dann aber kam der 14. Juli 2021 – und damit das Hochwasser. Von unserem Räumen hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Stiefelsbach, ein Rinnsal, das jeden Sommer für ein paar Wochen trocken fällt. Vom Haus bis zum Bach sind es keine 20 m. Die haben nicht ausgereicht, um das Wasser daran zu hindern, uns zu besuchen – zudem die Brühe nicht nur von hinten vom Bach, sondern irgendwann auch von vorne über die Straße kam.

Da sich unsere Firmenräume auf Keller und Erdgeschosse in zwei benachbarten Gebäuden verteilen, war das Ergebnis nicht nur im Rückblick nicht lustig. Die Werkstatt und ein Teil des Materiallagers standen bis zur Brust, weitere Teile des Lagers und der Bibliothek bis zum Knie unter Wasser. Etwa 65 % der Werkzeugmaschinen, 25 % der Kostüme und Lagerausrüstung sowie 10 % der Bücher waren Opfer von Wasser und Schlamm geworden. Weiteren Schaden konnten wir verhindern, indem wir bei noch steigendem Hochwasser Bücher und Ausrüstung aus den unteren Regalböden nach oben geräumt haben. Der Strom war da längst ausgefallen.

Beseitigung des Chaos

Die nächsten Wochen haben wir dann fulltime mit der Beseitigung des Chaos verbracht. Dem Himmel sei Dank waren wenigstens Ferien und wir hatten Urlaub – auch wenn die geplanten Urlaubsreisen alle buchstäblich ins Wasser gefallen sind. Danach mussten die Sanierungsarbeiten mit geringerem Tempo weitergehen, denn es riefen ja wieder unsere Jobs.

Da natürlich alle Wände feucht waren, mussten Ausweichräume für das Lager gefunden und bezogen werden. Fast ein Jahr lang hat es gedauert, bis die Feuchtigkeit aus unseren Räumen raus war. Erst danach konnten wir damit beginnen, neu zu verputzen und zu streichen. Als das endlich erledigt war, konnten wir daran gehen, Werkzeugmaschinen, Regale, Ausrüstung, Kostüme und zumindest einen Teil der zerstörten Bücher zu ersetzen. Veranstaltungen konnten wir in dieser Zeit also weitgehend vergessen. Die Werkstatt ist bis jetzt noch nicht wieder voll in Funktion.

Nochmal Römer für die NRW-Stiftung

Aufgrund des durchschlagenden Erfolgs des Kinderheftes kam dann im Sommer 2022 der Folgeauftrag. Gerade war der Niedergermanische Limes in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen worden. Erneut erteilte uns die NRW-Stiftung den Auftrag über die Texte für eine Publikation für acht- bis zwölfjährige Kinder. Es sollte ein Entdeckerbuch zu ausgewählten Bodendenkmälern am Niedergermanischen Limes werden.

Wie auch schon beim Vorgängerprojekt hat Oliver Hartmann die Zeichnungen der Ankerfigur, des Eichhörnchens Nicki Nuss, erstellt. Die Agentur Cyrano führte dann Texte, die von uns recherchierten und ausgewählten Fotos und die Zeichnungen wieder zu einem einheitlichen Produkt zusammen. Es war ein Monsterprojekt, das uns über ein Jahr in Atem gehalten hat. Immerhin machen wir von Past Present Promotions den Job inzwischen alle nur noch im Nebenberuf. Wir warten noch auf die endgültige Freigabe durch den Limesbeauftragten am LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, dann kann das Buch in Druck gehen.

Themenführungen für MiQua in Köln

Beinahe parallel erhielten wir den Auftrag über Themenrundgänge für das LVR – Jüdisches Museum im archäologischen Quartier (MiQua) in Köln. Um die noch mehrere Jahre dauernde Verzögerung bei der Eröffnung zu überbrücken, beauftragte uns das Museum mit der Konzeption von drei Führungen mit Hands-on-Objekten. Die Rundgänge sollten durch das archäologische Quartier gehen und die Themen „Archäologie im Quartier“, „Alltag und Kindheit“ und „Zusammenleben der Religionen“ abdecken. Dazu kamen digitalem Material zur Nachbereitung und eine Einführung zur Mode des römischen Reiches und des Mittelalters für die Mitarbeiter des Museums. Im Frühjahr 2023 konnten wir das Projekt abschließen.

Doch noch eine Veranstaltung

Ende August hatten wir dann doch noch eine eigene Veranstaltung. Denn unser Heimatstädtchen Rheinbach wurde vor 725 Jahren zum ersten Mal als „oppidum“, also als Stadt bezeichnet. Das hat der Verein von Freunden des Stadtarchivs zum Anlass genommen, ein Stadtfest zu initiieren. Wir haben in dessen Auftrag die Belebung der Kemenate des Bergfriedes der Rheinbacher Burg organisiert, die Waffen- und Rüstungsschau, diverse Handwerksvorführungen, ein Kindermitmachprogramm und den Darsteller des Kölner Erzbischofs für die „Podiumsdiskussion“ zwischen eben jenem geistlichen Würdenträger, dem Ritter von Rheinbach und dem Abt des Klosters Prüm.

Neue militärische Ausrüstung für den ersten Weltkrieg

Neben dem Ersatz für durch die Flut beschädigte Ausstattung haben wir auch in einen neues Darstellungsthema investiert. Zivile Bekleidung für den Zeitraum um 1900 haben wir bereits im Fundus.

Unser MG-Trupp
Unser MG-Trupp – vorn 1914/15, in der Mitte 1916/17.

Diese haben wir durch neue militärische Ausrüstung für den ersten Weltkrieg ergänzt. Wir können nun auch als (allerdings leider nicht vollständige) Besatzung eines MG08 eines Bataillons des preußischen Landsturms auftreten.

Planung für 2024

Inzwischen ist die Saison 2023 beendet. Jetzt geht es mit der Beseitigung der letzten Hochwasserschäden weiter. Außerdem läuft die Planung für 2024. Noch ist überhaupt nichts fest. Die ersten Angebote sind aber natürlich in Arbeit und auch die Recherchen für weitere Publikationen laufen auf Hochtouren.

Unsere Projekte 2020

Auf unsere Projekte 2020 zurück zu blicken ist einerseits nicht einfach. Denn viele Veranstaltungen, die wir vorhatten, konnten nicht stattfinden, viele Museen, für die wir normalerweise tätig sind, hatten die meiste Zeit des Jahres geschlossen. Andererseits haben sich viele Chancen ergeben. Wir hatten Zeit, uns lange auf Eis liegenden Projekten zu widmen und ganz neue Dinge in Angriff zu nehmen. Und ein bisschen hat auch das Glück geholfen. Hier ist er also: mein Jahresrückblick auf das Jahr 2020.

Keine großen Projekte 2020

Wie ich schon in meinem letzten Jahresrückblick erwähnt hatte, umfassten unsere Projekte 2020 keine selbst organisierten größeren Veranstaltungen. Doch auch die Events, an denen wir unter der Orga Dritter hätten teilnehmen wollen, sind ins Wasser gefallen, so das „Mittelalter erleben“-Wochenende rund um den Internationalen Museumstag auf Burg Nideggen, das Stauferfest in Gelnhausen oder das Kulturmeilenfest in Saarbrücken. Auf den Tag der Archäologie in der Außenstelle Titz des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege hatten wir uns schon besonders gefreut. Ein kleines persönliches Highlight hätte mein Auftritt als mittelalterlicher Baderchirurg in den Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur werden sollen. Aber: All das hat nicht sollen sein.

Museen geschlossen

Auch Museumsführungen und Workshops haben nur sehr eingeschränkt stattgefunden – was natürlich immer noch gilt, solange der Lockdown anhält. Denn fünf Monate lang waren 2020 alle Museen geschlossen – und das sind sie immer noch. Manches Museum schickt uns zumindest mit einem Teil seiner Angebote in die Schulen. Andere Häuser haben in Internet-Technik investiert und bieten Video-Führungen und –Workshops an. Aber in viel zu vielen Museen gibt es immer noch kein W-LAN in den Ausstellungsräumen!

In der Zeit von Juni bis Oktober hatten zwar viele Museen wieder geöffnet, die Hygienekonzepte haben aber vielfach keine Einsätze für Gruppen zugelassen. Für uns freie Mitarbeiter galt und gilt viel zu oft: Wir müssen leider draußen bleiben. Da kommt man sich schon mal wie ein Hund vor …

Um mich richtig zu verstehen: Ich bin ein großer Befürworter der Einschränkungen des öffentlichen Lebens, um die Infektionszahlen wieder in den Griff zu bekommen. Es hat sich in der Corona-Krise nur leider gezeigt, dass es Städte, Kreise und kommunale Verbände als Träger von Museen sogar noch in der Krise einfach verpennt haben, den Bereich Bildung und Vermittlung an ihren Häusern irgendwie zukunftsfähig zu machen. Museumspädagogik soll zwar vielfältig, spannend, zielgruppengerecht, inklusiv, integrativ und super professionell sein, darf aber natürlich möglichst kein Geld kosten …

Projekt abgeschlossen: der Wilde Westen

Statt also für gute Arbeit gutes Geld zu verdienen, haben wir verstärkt Geld ausgegeben. Denn wir haben uns um Projekte gekümmert, die in unterschiedlichen Stadien schon länger auf ihre Fortführung gewartet haben. Eines davon war die Perfektionierung unserer Ausstattung zur 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, speziell des „Wilden Westens“. Nach umfangreichen Recherchen und der Zusammenstellung von Kleidung und Bewaffnung haben wir das Projekt im Spätherbst zur Einsatzreife bringen können.

Projekte fast abgeschlossen: Sezessionskrieg und US-Kriegsberichterstatter des WWII
Oliver in der Uniform eines Infanteristen der US-Army im Sezessionskrieg
Oliver in der Uniform eines Infanteristen der US-Army im Sezessionskrieg. Foto: Stefanie Peitz.

Noch nicht ganz abgeschlossen, aber sehr weit fortgeschritten ist das Projekt rund um den amerikanischen Bürgerkrieg. Sowohl Unionstruppen als auch Konföderierte sind in unserem Portfolio enthalten. Für das Frühjahr planen wir eine Fotostrecke.

Die könnten wir schon fast mit unserem zweiten Projekt umsetzen: Kriegsberichterstatter der US-Armee im Zweiten Weltkrieg. Ein bisschen was an Kameratechnik fehlt noch und auf die Uniformen müssen noch die Aufnäher, aber dann kann es losgehen. Auch dazu bald mehr.

Ein Projekt, das lange auf Eis lag: „Deutscher Orden um 1300“

Ein Projekt, das schon lange in einem, nun sagen wir einmal halbherzigen Stadium vor sich hindümpelte, war der Deutsche Orden um 1300. Ein paar Ausrüstungsstücke waren vorhanden, stammten aber größtenteils noch aus einer Frühphase unserer Tätigkeit und entsprechen somit teilweise nicht mehr unseren Standards. Nach umfangreichen Recherchen ging es also zunächst einmal in die Werkstatt, um Schilde zu bauen. Heraus kamen ein „normaler“ Reiterschild und der Zeremonialschild des Hochmeisters Karl von Trier. Zwei Paar Ailetten sind in Arbeit. Das Thema Kleidung wartet noch auf die letzten Stoff-Lieferungen. Unterwäsche und Rüstungen sind in guter Qualität ja schon vorhanden.

Der Glücksfall

Kurz vor der Jahresmitte rief dann eine Kollegin aus dem Archäologischen Museum in Frankfurt/Main an. Ob ich mir vorstellen könne, für eine Ausstellung zum Thema „Menschwerdung“ interaktive Stationen zu entwerfen. Natürlich konnte ich. Für mich ist das Projekt inzwischen weitgehend abgeschlossen, auch wenn die Ausstellung erst ab Mai gezeigt werden soll. Das Honorar aus dem Job hat nicht nur dafür gesorgt, dass ich viele staatliche Hilfsprogramme nicht in Anspruch nehmen musste, sondern hat auch viele der erwähnten Investitionen erst möglich gemacht.

Mit Schwung und Elan in das Jahr 2021

Fazit: Wir arbeiten daran, dass 2021 wieder mehr historische Veranstaltungen aller Epochen stattfinden und die Museen auf unser erweitertes Angebot kräftig zugreifen werden. Bis dahin: Bleibt gesund und vielleicht sehen wir uns …

Mein Rückblick auf die Jahre 2018 und 2019

Wow, in den letzten beiden Jahren hat sich bei uns so viel getan. So war Ende 2018 für eine Zusammenfassung des Jahres gar keine Zeit. Daher will ich nun einen Rückblick auf die Jahre 2018 und 2019 wagen.

Frühjahr 2018 – wir renovieren

2018 begann ebenso arbeitsreich, wie 2017 aufgehört hatte. Denn „zwischen den Jahren“ haben wir einen Teil unserer Räumlichkeiten renoviert. Eigentlich sollte der Seminarraum – der auch einen Teil unserer Literatur und die Kostüme beherbergt – dann im Februar fertig für die weitere Nutzung sein. Aber das Möbelhaus hat uns dann einen Strich durch die Rechnung gemacht. Letztendlich wurde es dann Mitte des Jahres, bis alles soweit eingerichtet war. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen, wie wir glauben. In diesem Raum kann man guten Gewissens wieder Gäste empfangen.

Die Nordwands unseres Seminarraums
Die Ecke zwischen Nord- und Westwand unseres Seminarraums mit dem großen Bücherregal und den Vitrinen für Keramik und Kleinkram zu Kelten, Römern, Germanen, dem Früh-, Hoch- und Spätmittelalter sowie den Stangenwaffen.
Die Westseite unseres Seminarraums.
Die Westwand unseres Seminarraums: Schilde, Schuhschrank, Bücherregal – lange wird der Platz nicht reichen.
Ein Projekt für zwei Jahre: Der Kastenhof Landau – das Museum für Steinzeit und Gegenwart

Schon im November 2017 bin ich selbst in ein neues Langzeitprojekt eingestiegen. In Landau an der Isar galt es, das bisherige Niederbayerische Archäologiemuseum auf neue, moderne Füße zu stellen. Als fünftes Mitglied eines Teams aus Archäologen und Museumspädagogen habe ich die nächsten zwei Jahre an diesem Projekt gearbeitet. Was sich hier in ein paar Sätzen liest, war ein riesen Haufen Arbeit, aber es hat sich wirklich gelohnt. Ende Oktober 2019 konnten wir dieses Projekt als Kastenhof Landau – Museum für Steinzeit und Gegenwart abschließen und die neue Ausstellung der Öffentlichkeit übergeben. Besucher und Medien sind begeistert vom neuen Museum – und der Bürgermeister ist es auch.

Kleine und nicht ganz so kleine Veranstaltungen 2018 und 2019

Sowohl 2018 als auch 2019 haben wir wieder an den „Mittelalter erleben“-Tagen auf Burg Nideggen teilgenommen. Unter der Federführung des Deutschen Ritterkonvents haben wir dort unsere Zelte aufgebaut. Mir selbst oblag dabei wieder der Moderation der täglichen Moden- und Rüstungsschauen.

2018 waren wir mit vier Darstellerinnen und Darstellern auch wieder beim „Tag der Archäologie“ in der Außenstelle Titz des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege zu Gast. Wie schon in den Jahren zuvor haben wir die Häuser des keltischen Hofes mit Leben gefüllt, mit Kindern geschnippelt und gekocht und den Besuchern Kleidung und Bewaffnung der Kelten erklärt. Seitdem findet die Veranstaltung nicht mehr jedes Jahr statt, sondern immer im Wechsel mit dem Stiftshoffest der Außenstelle Nideggen. Dort war ich dann tatsächlich auch 2019 als römischer Lederhandwerker zu Gast und habe mit den jugendlichen Besuchern Lederbeutelchen hergestellt.

Im Juli 2018 waren wir dann mit einer kleinen Abordnung bei der 800-Jahr-Feier in Mahlberg in Baden-Württemberg zugegen. Dort galt es, den Hofstaat Friedrichs II. darzustellen. Ich selbst habe – wie könnte es auch anders sein – als Seneschall die Moderation des Hoftages übernommen.

Eine feste Veranstaltung in unserem Kalender war dann, sowohl 2018 als auch 2019, wieder das Kinderfest im Jugendfreizeitheim in Bochum-Riemke. Leider wird dieses tolle Fest, das Jahr für Jahr mehrere hundert Kinder – und oft auch deren Eltern – begeistert hat, in den nächsten Jahren pausieren müssen. Größere Umbaumaßnahmen auf dem Gelände werden in den nächsten beiden Jahren eine solche Veranstaltung nicht mehr zulassen.

August 2018: Unser erstes Römerfest

Im August 2018 hatten wir dann eine Premiere: Wir haben unser erstes Römerfest organisiert. Die Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur hatten 10-jähriges Jubiläum. Da wir 2017 das Mittelalterfest für den Zülpicher Geschichtsverein erfolgreich organisiert hatten, hatte das Museum bei uns angefragt, ob wir eine solche Veranstaltung auch mit Römern können. Nun, die Strukturen sind in der Römerszene etwas anders als im neudeutschen Marktmittelalter, aber unsere eigene Ausrüstung war ja schon da und mit ein bisschen Recherche – klar, können wir. Legionäre, Gladiatoren, Musiker und Handwerker aus der Germania inferior waren zahlreich anwesend, dazu die letzten Reste der Kelten  und ein paar germanische Föderaten. Damit war die Saison 2018 für uns – bis auf ein bisschen Kleinkram – auch schon beendet.

Past Present Promotions als Kelten und ein Germane 2018 in Zülpich.
Ein Rhein-Weser-Germane, zwei Kelten und eine Keltin – Christian, David, Oliver und Stefanie auf unserem Römerfest 2018 in Zülpich.
Mai 2019: Zu Gast im LVR-LandesMuseum Bonn

Die Outdoor-Saison begann dann für uns wieder im Mai 2019. Wir waren zu Gast im LVR-LandesMuseum Bonn. Ein kleiner mittelalterlicher Handwerkermarkt sollte es sein anlässlich des Familientages im Rahmenprogramm der Familien-Mitmachausstellung „Ritter und Burgen“. Im Skulpturenhof des Museums waren Bronzegießer, Färberin, Schuster, Täschner und Schildbauer zugegen und haben nicht nur ihr Handwerk vorgeführt, sondern sich auch jede Menge Löcher in den Bauch fragen lassen. Für unseren Ritter auf dem Vorplatz galt natürlich dasselbe.

David als Johann von Haiger
David als Johann von Haiger auf dem Vorplatz des LVR-LandesMuseums Bonn. Foto: Frauke Brückner, LVR-Museumksverbund.
Christian als mittelalterlicher Täschner.
Christian als Täschner und Gürtler. Foto: Frauke Brückner, LVR-Museumsverbund.
Juni 2019: Das Brandenburgfest – leider zum letzten Mal

Im Juni waren wir – allerdings nicht vollzählig – auf der Brandenburg auf der thüringischen Seite im Werratal. Eine Woche lang mittelalterlich die Seele baumeln lassen hieß es für die meisten Aktiven dort – außer natürlich für das tolle Orgateam vom Brandenburgverein. Doch am letzten Tag, für den ich mich extra auf die Autobahn gemacht hatte, galt das nicht. Es wurde nämlich am abschließenden Sonntag ein Turnier abgehalten, und das braucht Reiter, Turnierhelfer – und einen Herold. Und da kamen wir ins Spiel. Leider wird es diese wunderbare Veranstaltung dort in Zukunft nicht mehr geben.

September 2019: Unser mittelalterlicher Handwerkermarkt auf Burg Nideggen

So wie das Römerfest in Zülpich unser Höhepunkt 2018 war, so war der Höhepunkt in 2019 unser mittelalterlicher Handwerkermarkt auf Burg Nideggen. Im Oktober konnte das Burgenmuseum Nideggen seinen 40sten Geburtstag feiern. Aus diesem Anlass hat die Museumsleiterin Luzia Schlösser nicht nur eine neue Ausstellung zur Keramik der Region Raeren-Langerwehe neu eröffnet, sondern uns auch mit der Organisation eben jenes Mittelaltermarktes betraut.

Der mittelalterliche Schreiner
Unter den kundigen Händen des Tischlers entsteht ein Stuhlbein. Foto: Doris Bison.

Na ja, und wenn schon eine solche Veranstaltung auf die Beine stellen, dann eben auch richtig. Klar, so wirklich groß war das Gelände nicht – wir hatten hauptsächlich die Fläche des Palas zur Verfügung (der aber immerhin der größte Palas des Rheinlandes war) – aber dafür konnten wir wie bei uns üblich wieder tolle Handwerker zusammen trommeln, die ihr Handwerk auch fast alle auf dem Markt vorgeführt haben. Und so sind auf dem Markt unter anderem bedruckte Stoffe, Messerscheiden, Gürtel und Gürteltaschen, Schilde, Steinskulpturen, jede Menge Töpferwaren (na klar, bei dem Anlass) und, mein persönliches Highlight, stückchenweise ein wunderbarer Hocker komplett aus einem rohen Stück Baumstamm entstanden.

Das Myhlsteyn-Duo.
Das Myhlsteyn-Duo spielt den Besuchern beim Mittelalterfest auf Burg Nideggen auf. Foto: Conny Meyer.

Klar, Musik gab es auch. Immer wieder hat das Myhlsteyn-Duo für Besucher aufgespielt. Für das leibliche Wohl hat das Burgrestaurant gesorgt. Damit dürfte das der erste Mittelaltermarkt gewesen sein, dessen Caterer einen Stern im Guide Michelin hat! Und da bei so wunderbar unterhaltenen Besuchern niemand schlechte Laune hatte, hatte die Burgwache eine ruhige Zeit. Einen hübschen kleinen Film von unserer Veranstaltung hat Stefan Grates bei Youtube eingestellt.

Museen, Museen, Museen – und die VHS

Ich selbst war natürlich auch wieder reichlich an verschiedenen Museen unterwegs. Mehr als 370 Einsätze waren es 2018, 330 waren es 2019. Darunter waren auch eine ganze Reihe von Einsätzen als Ritter in der Ausstellung „Ritter & Burgen“ am LVR-LandesMuseum Bonn und noch mehr Unterrichtsstunden als Lehrer zur Kaiserzeit im LVR-Freilichtmuseum Kommern. 2019 waren es weniger Einsätze, da ich seit September wieder in Festanstellung bin: In Teilzeit als pädagogischer Mitarbeiter bei einem freien Träger der offenen Jugendarbeit. Ach ja, und natürlich unterrichte ich auch immer noch 4 Stunden in der Woche Biologie und Geschichte an einer Abendschule.

Ein neuer Partner

Im September haben wir uns auch Verstärkung geholt. David Blum, mit dem wir schon lange beim Deutschen Ritterkonvent aktiv sind, ist bei uns eingestiegen. Mit ihm haben wir endlich einen Kaufmann und IT-Spezialisten im Team. Er wird uns in Zukunft bei der Kundenakquise, beim Marketing und bei unserem Webauftritt helfen. Wie auch Oliver, Norman und ich hat auch er noch einen „richtigen“ Job.

2020 – Zeit zum Luftholen

Insgesamt waren es zwei mehr als ausgefüllte Jahre. 2020 ist ein bisschen weniger Action geplant. Größere Veranstaltungen stehen nicht an. Das bedeutet, dass wir uns voll in die Planung für 2021 und die folgenden Jahre stürzen, die Ausrüstung auf Vordermann bringen, endlich mal ein paar noch ungelesene Fachbücher durcharbeiten und eventuell ja auch ein paar mehr Artikel schreiben können.

Na klar sind wir 2020 wieder auf Burg Nideggen: Am 16. und 17.05. bauen wir dort unsere Zelte auf. Wir werden natürlich auch wieder als Kelten beim Tag der Archäologie in Titz am 20.06.2020 dabei sein. Am Tag darauf bin ich dann auch schon wieder als mittelalterlicher Baderchirurg auf dem mittelalterlichen Familientag in den Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur zu sehen – Gänsehaut garantiert! Am 05. und 06.09. sind wir dann mit einer kleinen Abordnung in Simmerath-Eicherscheid und geben uns auf der dortigen 650-Jahr-Feier die Ehre.

Was sonst noch kommt? Wissen wir selbst noch nicht. Aber wir werden es euch wissen lassen. Garantiert.

Die Römer kommen wieder nach Zülpich

10 Jahre alt sind die Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur mittlerweile. Anlass genug für eine Feier. Daher: Die Römer kommen wieder nach Zülpich. Am 25. und 26. August – ja, schon so bald – beleben sie das Gelände am Wallgraben, direkt neben dem Museum. Nach unsrem Mittelalterfest im letzten Jahr schon unsere zweite Veranstaltung auf diesem Gelände.

Handwerker und Soldaten

Viele Handwerker und Soldaten entführen kleine und große Besucher in die Römerzeit: Die Römercohorte Opladen schickt Vexillationen der Legio VI Victrix und der angegliederten Cohors VI Asturum, die die Bewaffnung und Ausrüstung der römischen Armee

im 1. Jh. n. Chr. vorführen. Dazu gehört auch die Truppenwerkstatt, in der die Herstellung römischer Rüstungen demonstriert wird. Und: Die Soldaten bringen sogar einen kleinen Scorpio, ein Bolzengeschütz mit.

Von der Ornatrix frisch geschminkt ist die Dame, auszugehen. Foto: Gisela Michel.
Von der Ornatrix frisch geschminkt ist die Dame bereit, auszugehen. Foto: Gisela Michel.

Ein Bronzegießer wird zudem seinen Ofen anfeuern und ein Sutor wird die Herstellung von Schuhen und anderen Lederarbeiten demonstrieren. Ein Balnearius informiert über die vielfältigen Dienstleistungen zur Gesundheits- und Schönheitspflege in römischen Thermen.

Gleich nebenan sorgt eine Ornatrix dafür, dass Makeup und Frisur der Damen für die Abendeinladung gerichtet werden – und natürlich wird sie sich auch der lieben Kindlein annehmen.

Im Scriptorium werden Briefe und Urkunden aufgesetzt. Ein Mensor informiert über die Methoden der römischen Landvermessung und die ehrenwerten Matrones führen an verschiedenen Stellen die Herstellung, das Färben und die Verarbeitung von Textilien vor. Und da sich auch im römischen Reich Mode ständig wandelte, präsentiert das Contubernium primum Mode und Sachkultur der Spätantike.

Barbaren sind auch mit dabei
Die Kelten haben sich schon einmal auf den Weg gemacht.
Die Kelten haben sich schon einmal auf den Weg gemacht.

Ein paar Barbaren sich auch mit dabei. Eburonen und Rhein-Weser-Germanen schlagen Seite an Seite ihr Lager auf – Schädelheiligtum und Götzenbild inklusive. Doch geben sie sich friedlich und bringen den Kindern den Umgang mit Pfeil und Bogen bei.

Ein buntes Programm

Auch sonst haben wir ein buntes Programm vorbereitet: Einmal täglich halten die Gladiatoren des LVDVS NEMESIS Munera ab. Tapfer setzen sie ihr Leben auf’s Spiel, um dem Publikum zu gefallen. Hoffen wir, dass sie alle ihre Missio erhalten.

Ebenfalls einmal am Tag führen Römer und Barbaren in der Arena die Kleidung der Menschen in den römischen Provinzen und den benachbarten Gebieten vor. In einer großen Festumzug, einer Pompa, geht es zudem täglich einmal durch das römische Tolbiacum. Angekündigt und begleitet wird das alles jeweils von den Bläsern von MARCO MAGVS.

Zwischendurch gibt es Infos und Vorträge zur römischen Esskultur, Probehäppchen inklusive.

Spiele und Mitmachaktionen

Und natürlich gibt es viele Spiele und Mitmachaktionen. Wer möchte, kann sich typisch römisch dem Spiel mit Nüssen widmen oder sich an einem römischen Brettspiel versuchen. Oder wie wäre es mit einem kleinen, selbst abgeformten Andenken aus Modelliermasse?

Ein Highlight ist aber sicher das römische Wagenrennen für Kinder und ihre Väter. Papa zieht und die Kinder dürfen lenken – und antreiben!

Präsentationen von Ämtern und Museen

Wer nun wissen will, woher das ganze Wissen über die Römer stammt, der kann sich nicht nur im Museum, sondern auch an den Infoständen des LVR-Bodendenkmalamtes und zahlreicher weiterer Museen informieren. Und natürlich gibt es dort auch jeweils ein buntes Mitmachangebot. Römerbrot, Lucanische Würste und keltischer Eintopf werden den Hunger der Besucher durchaus zu stillen in der Lage sein.

Literatur zu Römern, Kelten und Germanen

An verschiedenen Stellen laden zudem Buchhändler und Verlage dazu ein, sich selbst durch die Literatur zu Kelten, Römern und Germanen zu arbeiten – und auch so, abseits aller Festivitäten, vielleicht ein kleines bisschen in die Welt vor rund 2.000 Jahren einzutauchen.

Mittelalterfest in Zülpich 2017

Am 01. und 02.07.2017 feiern wir gemeinsam mit dem Zülpicher Geschichtsverein und den Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur unser Mittelalterfest in Zülpich 2017 an der Kurkölnischen Landesburg. Samstags eröffnen wir das Fest zur ersten Stunde nach dem Mittag, Ende ist zwei Stunden vor Mitternacht. Am Sonntag beginnt das Fest eine Stunde vor Mittag. Zur sechsten Stunde nach Sonntagmittag schließt das Fest endgültig. Der Eintritt ist frei. Und versprochen: Es wird viel zu sehen geben.

Ganz viel Handwerk
Bildstickerin
Vor den Augen des Publikums entsteht ein gesticktes Bild

Stickerin, Bändchenweberin, Färberin und Stoffdruckerin führen ihr Handwerk vor. Bei der Fassmalerin gibt es Minnekästchen, die vor den Augen des Publikums ihre herrliche Bemalung erhalten. Auch die Buchmalerin und Kalligrafin führt ihre Kunst mit Farbe, Pinsel und Feder vor. Und beim Jäger darf man vielleicht sogar eines seiner Frettchen streicheln. Außerdem mit dabei sind:

  • ein Schreiner
  • ein Drechsler
  • ein Steinmetz
  • ein Gürtler
  • ein Schildbauer

Ihnen allen darf man jede Menge Löcher in den Bauch fragen. Denn sie alle sind Experten für die Geschichte ihres jeweiligen Handwerks.

Mitmachaktionen für Kinder und reichlich Unterhaltung

Beim Täschner können Kinder einen kleinen Lederbeutel bastelnn. Beim Sarwürker dürfen sie aus Bronzedraht eine kleine Fibel herstellen. Wer mag, kann sich bei der Bogen- und Pfeilemacherin eigene Pfeile bauen. Diese dürfen auf der Bogenschießbahn dann auch gleich ausprobiert werden.

Armbrustschiessbude
Unsere Armbrustschießbude – beliebt bei kleinen und großen Besuchern

Für Kinder gibt es aber noch mehr: Eine Armbrustschießbude, Hufeisenwerfen und unser großes Kinder-Ritterturnier. Am Stand des Museums können kleine Ritter – und Ritterinnen – ihren eigenen Wappenschild gestalten. Regelmäßig gibt es bei der Wahrsagerin Märchen. Und allen, die einen Blick in die eigene Zukunft werfen wollen, legt die Weise Frau in den Pausen zwischen den Märchen gerne die Karten.

Portrait Knud Seckel
Für die musikalische Unterhaltung sorgt Knud Seckel.

Für mittelalterlich-musikalische Unterhaltung sorgt Knud Seckel. Auch für die rechte Unterhaltung von Gaumen und Kehle wird reichlich gesorgt sein. Und natürlich muss auch der Marktfrieden aufrechterhalten werden. Sollte also der eine oder andere Handwerker einmal nicht an seinem Stand sein: Er dürfte gerade seiner Pflicht zum Wachdienst nachkommen.

Infos zum Mittelalter

Wer über das Gesehene und Gehörte hinaus dann noch mehr über das Mittelalter erfahren will, wird am Stand der örtlichen Buchhandlung sicherlich fündig werden. Außerdem bieten die Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur am Samstag und am Sonntag jeweils von der vierten bis zur fünften Stunde des Nachmittags eine Führung zum Badewesen im Mittelalter an. Teilnehmen lohnt sich!

Infos zur Geschichte Zülpichs – natürlich auch zum Mittelalter – gibt es in der Geschichtswerkstatt des Zülpicher Geschichtsvereins in der Landesburg. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass unser Mittelalterfest in Zülpich ein tolles Erlebnis für Groß und Klein wird.

Anfahrt und Parkmöglichkeiten

Das Mittelalterfest in Zülpich 2017 findet zu Füßen der kurkölnischen Landesburg aus dem 14. Jahrhundert statt. Auf dem Stadtplan auf der Website der Stadt Zülpich sind die Burg und sämtliche Parkmöglichkeiten eingetragen.

Mittelaltermärkte für Museen

Mittelaltermärkte für Museen auf die Beine zu stellen, das gleicht der Quadratur des Kreises. Denn dabei begegnen sich zwei völlig verschiedene Welten. Wir von Past Present Promotions versuchen es trotzdem. Und wir meinen, mit Erfolg.

Was unsere Mittelaltermärkte museumstauglich macht

Zunächst einmal führen unsere Handwerker ihr Handwerk auch wirklich vor. Bei uns kann man dem Täschner, Schreiner oder Miniaturenmaler tatsächlich bei der Arbeit zusehen. Na klar, der eine oder andere bringt auch halb fertige Produkte mit auf den Markt. Die sind dann in der heimischen Werkstatt möglicherweise – aber nicht zwingend – durch den Einsatz moderner Werkzeuge entstanden. Hier und da ersetzen unsere Handwerker auch schon einmal die traditionellen Werkstoffe durch moderne Materialien. Die eignen sich dann für den mobilen Einsatz auf einem Handwerkermarkt ein bisschen besser. Oder sie gewährleisten eine höhere Haltbarkeit als bei ihrem mittelalterlichen Vorbildern. Die Kunden sind meist ausgesprochen dankbar dafür.

Bildstickerin
Vor den Augen des Publikums entsteht ein gesticktes Bild

Auf jeden Fall aber führen unsere Handwerker einen Teil der Arbeiten vor Publikum auf dem Markt aus. Fragen zur Arbeit sind dabei nicht nur erlaubt. Im Gegenteil, sie sind herzlich willkommen. Das Ergebnis der Arbeit sind dann natürlich Produkte nach mittelalterlichen Vorlagen: Almosenbeutel, Minnekästchen oder prunkvolle Handschriften zum Beispiel. Silberschmuck mit neuheidnischen Motiven oder Ähnliches hat unserer Meinung nach nichts auf einem Mittelaltermarkt zu suchen.

Dazu kommt, dass bei uns diese Handwerker auch wirklich mittelalterlich gekleidet sind. Pluderhemd und Lederschnürhose gibt es bei unseren Handwerkern nicht. Wir brauchen also nicht auch noch ein großes Lager, um den Besuchern unserer Märkte ein stimmiges Bild der Menschen im Mittelalter zu präsentieren. Wobei – wenn es ein Lager sein soll, liefern wir natürlich aus das. Auch hier achten wir darauf, dass die Kleidung und Ausrüstung der Akteure und die Einrichtung ihrer Zelte den Ansprüchen von Museen gerecht werden.

Auch die Musik, die auf unseren Mittelaltermärkten gespielt wird, ist mittelalterlich. Bei uns gibt es keine Rauf- und Sauflieder aus dem Repertoire der Wandervögel. Es gibt Heldenepen, Minne- und Meistersang.

Was unsere Mittelaltermärkte familientauglich macht

Eigentlich sollte das oben geschriebene als Argument für Familientauglichkeit schon reichen. Aber neben dem Schauen, Fragen und In-die-Hand-nehmen haben wir auch noch ein paar ganz spezielle Attraktionen für Familien und Kinder in petto.

Armbrustschiessbude
Unsere Armbrustschießbude – beliebt bei kleinen und großen Besuchern

Schießen mit dem Bogen oder – für die kleineren Gäste – mit der Kinderarmbrust, Hufeisenwerfen und unser Ritterturnier für Kinder gehören eigentlich immer dazu. Hier machen wir zugunsten der Familientauglichkeit auch gerne Abstriche bei der historischen Korrektheit.

Und natürlich gibt es auf unseren Mittelaltermärkten Speis und Trank. Da orientieren wir uns auch durchaus am Geschmack der Neuzeit. Aber: Cola und Pommes frites wird man bei uns vergebens suchen.

Römer und Bajuwaren Museum Burg Kipfenberg

Hoch über dem Markt Kipfenberg (Landkreis Eichstätt / Oberbayern) thront die Burg Kipfenberg. Dort oben versteckt sich eines der interessantesten Museen, die ich in diesem Jahr besuchen konnte: das Römer und Bajuwaren Museum.

Auffahrt zum Museum mit Abenteuer

Die Auffahrt zum Römer und Bajuwaren Museum ist im Ort gut ausgeschildert. Die Straße hoch zur Burg ist aber schon ein kleines Abenteuer – steil und schmal. Den ganzen Weg nach oben habe ich gehoffte, dass mir kein anderes Auto entgegen kommt. Zum Glück waren aber nur ein paar Radfahrer unterwegs, die ihre Räder nach oben schoben. Vor dem Museum gibt es einen kleinen Parkplatz. Sollte sich das Museum unter Geschichts- und Archäologiefreunden herumsprechen, dürfte es dort leider schnell zu eng werden. Na ja, ist halt eine Höhenburg.

Eingang zum Museum durch Shop und Café

Das Museum betritt man durch einen gut sortierten Museumsshop. Hier ist für jeden Anspruch etwas dabei: das Holzschwert für die Kinder, populäre Literatur zu den Römern und zum frühen Mittelalter, aber auch Sach- und Fachpublikationen zu Geschichte und (experimenteller) Archäologie. Es gibt Repliken frühmittelalterlichen und römischen Schmucks, Anfängersets für das Spinnen und das Kammweben und so weiter. Ich habe dort richtig Geld gelassen. Und das will etwas heißen bei einem, der sich seit mehr als 10 Jahren mit Living History in Museen beschäftigt.

Der Kaffee im Museumscafé ist Bio und fair gehandelt, was diese Museumsgastro besonders sympatisch macht. Die Kuchenauswahl im ist nicht riesig, aber fein. Zwar stand mir der Sinn an meinem Besuchstag nicht nach Süßem. Aber wäre dem so gewesen, wäre ich sicherlich nicht ohne den Genuss eines Stückes Prinzregententorte gegangen. Ergänzt wird das Café durch einen Biergarten.

Römer und Bajuwaren

Von Shop und Café aus geht es zwei Treppen abwärts zum Beginn der Ausstellung. Im Untergeschoss dreht sich alles um den Limes, der nicht weit entfernt an Burg und Museum vorbei verläuft. Hier ist ein offizieller Limes-Infopoint eingerichtet. Auf zahlreichen Schautafeln ist alles Wissenswerte zum Verlauf und Ausbau des Limes zusammengetragen. Eine Video-Präsentation ergänzt die Ausstellung.

Die vollständig eingerichtete Rekonstruktion einer Wachstube in einem römischen Limes-Wachturm und ein kleines Götter-Heiligtum entführen hautnah in die Zeit des römischen Reiches. Wer mag, bedient sich an den Kleidungsstücken, die in einer Truhe bereit liegen, und verwandelt sich selbst in einen Römer.

Im Erdgeschoss eine Etage höher wird es dann so richtig archäologisch. Hier wird, quasi parallel an den sich gegenüber liegenden Wänden, die Geschichte der Römer auf der einen Seite und die der Germanen auf der anderen Seite des Limes erzählt. Zahlreiche Funde – und falls nötig deren Rekonstruktionen – geben einen Einblick in das Leben, den Alltag und die Sachkultur der Menschen in diesen beiden so unterschiedlichen Kulturkreisen. Auch in der „Germanen-Abteilung“ des Museums stehen Kleidungsstücke zum Anprobieren zur Verfügung.

Der „erste echte Bajuware“
Rekonstruktion des Grabes des Kriegers von Kemathen.
Die Grabrekonstruktion des Kriegers von Kemathen.

Der Rundgang gipfelt quasi in der Ankunft der wahrscheinlich aus Böhmen eingewanderten elbgermanischen Träger der Kultur von Friedenhain-Přešťovice zu Beginn des fünften Jahrhundert im Gebiet an Altmühl und Donau. Durch die Vermischung dieser, der römischen und verschiedener einheimischer Kulturen ist dann, so der aktuelle Forschungsstand, im Laufe der Zeit das Volk der Bajuwaren entstanden.

Als ein früher Vertreter dieses Volkes wir der Krieger angesehen, dessen reich ausgestattetes Grab man 1990 in einer Sandgrube bei Kipfenberg-Kemathen entdeckt hatte. Im Volksmund wird dieser Krieger der „erste echte Bajuware“ genannt. Dieses Grab bildet den abschließenden Höhepunkt in der Präsentation im Römer und Bajuwaren Museum. In einer durch Vorhänge abgeteilten Kammer ist in einer großen Vitrine die Grabkammer mit dem darin liegenden Toten mitsamt Kleidung, Waffen und sonstigen Beigaben rekonstruiert. Und ganz im Ernst: Wenn die dort gezeigten Rekonstruktionen der allgemeine Standard im Living History von Spätantike und Frühmittelalter würden, dann wären wir einen großen Schritt weiter. Und das Irrsinnigste ist: Die ganze Ausstattung gibt es gleich zweimal. Denn neben dem „Leichnam“ in der Rekonstruktion der Grabkammer steht die Figurine des Kriegers noch einmal aufrecht in einer weiteren Vitrine.

Foto der vitrine mit den Grabbeigaben des Kriegers von Kemathen.
Die Vitrine mit den Grabbeigaben des Kriegers von Kemathen. Vorne die Beschläge des römischen Militärgürtels, hinten rechts das für die Kultur von Friedenhain-Přešťovice typische Gefäß.

Um die „Grabkammer“ herum sind die Original-Objekte aus der Grabung präsentiert und auf zahlreichen Texttafeln erläutert und in den kulturgeschichtlichen Kontext gestellt. Die Knochen des Verstorbenen sind in einem eigenen Bereich verwahrt. Die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Analysen an den Knochen sind gut verständlich erklärt.

Living History im Römer und Bajuwaren Museum

Ein ganz besonderes Angebot im Römer und Bajuwaren Museum ist die Möglichkeit, sich römische Kleidung und / oder Rüstungsteile auszuleihen. In und mit dieser Ausrüstung kann man ein paar Tage auf dem Gelände des Museums im Zelt leben oder sich ein Stück des Limes erwandern – ein tolles Angebot für Familien. Besser kann ein Museum das Leben in einer vergangenen Epoche nicht erfahrbar machen.

Mehr zum Museum, seinen Preisen und Öffnungszeiten gibt es auf www.bajuwaren-kipfenberg.de