Auf unsere Projekte 2020 zurück zu blicken ist einerseits nicht einfach. Denn viele Veranstaltungen, die wir vorhatten, konnten nicht stattfinden, viele Museen, für die wir normalerweise tätig sind, hatten die meiste Zeit des Jahres geschlossen. Andererseits haben sich viele Chancen ergeben. Wir hatten Zeit, uns lange auf Eis liegenden Projekten zu widmen und ganz neue Dinge in Angriff zu nehmen. Und ein bisschen hat auch das Glück geholfen. Hier ist er also: mein Jahresrückblick auf das Jahr 2020.
Keine großen Projekte 2020
Wie ich schon in meinem letzten Jahresrückblick erwähnt hatte, umfassten unsere Projekte 2020 keine selbst organisierten größeren Veranstaltungen. Doch auch die Events, an denen wir unter der Orga Dritter hätten teilnehmen wollen, sind ins Wasser gefallen, so das „Mittelalter erleben“-Wochenende rund um den Internationalen Museumstag auf Burg Nideggen, das Stauferfest in Gelnhausen oder das Kulturmeilenfest in Saarbrücken. Auf den Tag der Archäologie in der Außenstelle Titz des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege hatten wir uns schon besonders gefreut. Ein kleines persönliches Highlight hätte mein Auftritt als mittelalterlicher Baderchirurg in den Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur werden sollen. Aber: All das hat nicht sollen sein.
Museen geschlossen
Auch Museumsführungen und Workshops haben nur sehr eingeschränkt stattgefunden – was natürlich immer noch gilt, solange der Lockdown anhält. Denn fünf Monate lang waren 2020 alle Museen geschlossen – und das sind sie immer noch. Manches Museum schickt uns zumindest mit einem Teil seiner Angebote in die Schulen. Andere Häuser haben in Internet-Technik investiert und bieten Video-Führungen und –Workshops an. Aber in viel zu vielen Museen gibt es immer noch kein W-LAN in den Ausstellungsräumen!
In der Zeit von Juni bis Oktober hatten zwar viele Museen wieder geöffnet, die Hygienekonzepte haben aber vielfach keine Einsätze für Gruppen zugelassen. Für uns freie Mitarbeiter galt und gilt viel zu oft: Wir müssen leider draußen bleiben. Da kommt man sich schon mal wie ein Hund vor …
Um mich richtig zu verstehen: Ich bin ein großer Befürworter der Einschränkungen des öffentlichen Lebens, um die Infektionszahlen wieder in den Griff zu bekommen. Es hat sich in der Corona-Krise nur leider gezeigt, dass es Städte, Kreise und kommunale Verbände als Träger von Museen sogar noch in der Krise einfach verpennt haben, den Bereich Bildung und Vermittlung an ihren Häusern irgendwie zukunftsfähig zu machen. Museumspädagogik soll zwar vielfältig, spannend, zielgruppengerecht, inklusiv, integrativ und super professionell sein, darf aber natürlich möglichst kein Geld kosten …
Projekt abgeschlossen: der Wilde Westen
Statt also für gute Arbeit gutes Geld zu verdienen, haben wir verstärkt Geld ausgegeben. Denn wir haben uns um Projekte gekümmert, die in unterschiedlichen Stadien schon länger auf ihre Fortführung gewartet haben. Eines davon war die Perfektionierung unserer Ausstattung zur 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, speziell des „Wilden Westens“. Nach umfangreichen Recherchen und der Zusammenstellung von Kleidung und Bewaffnung haben wir das Projekt im Spätherbst zur Einsatzreife bringen können.
Projekte fast abgeschlossen: Sezessionskrieg und US-Kriegsberichterstatter des WWII
Noch nicht ganz abgeschlossen, aber sehr weit fortgeschritten ist das Projekt rund um den amerikanischen Bürgerkrieg. Sowohl Unionstruppen als auch Konföderierte sind in unserem Portfolio enthalten. Für das Frühjahr planen wir eine Fotostrecke.
Die könnten wir schon fast mit unserem zweiten Projekt umsetzen: Kriegsberichterstatter der US-Armee im Zweiten Weltkrieg. Ein bisschen was an Kameratechnik fehlt noch und auf die Uniformen müssen noch die Aufnäher, aber dann kann es losgehen. Auch dazu bald mehr.
Ein Projekt, das lange auf Eis lag: „Deutscher Orden um 1300“
Ein Projekt, das schon lange in einem, nun sagen wir einmal halbherzigen Stadium vor sich hindümpelte, war der Deutsche Orden um 1300. Ein paar Ausrüstungsstücke waren vorhanden, stammten aber größtenteils noch aus einer Frühphase unserer Tätigkeit und entsprechen somit teilweise nicht mehr unseren Standards. Nach umfangreichen Recherchen ging es also zunächst einmal in die Werkstatt, um Schilde zu bauen. Heraus kamen ein „normaler“ Reiterschild und der Zeremonialschild des Hochmeisters Karl von Trier. Zwei Paar Ailetten sind in Arbeit. Das Thema Kleidung wartet noch auf die letzten Stoff-Lieferungen. Unterwäsche und Rüstungen sind in guter Qualität ja schon vorhanden.
Der Glücksfall
Kurz vor der Jahresmitte rief dann eine Kollegin aus dem Archäologischen Museum in Frankfurt/Main an. Ob ich mir vorstellen könne, für eine Ausstellung zum Thema „Menschwerdung“ interaktive Stationen zu entwerfen. Natürlich konnte ich. Für mich ist das Projekt inzwischen weitgehend abgeschlossen, auch wenn die Ausstellung erst ab Mai gezeigt werden soll. Das Honorar aus dem Job hat nicht nur dafür gesorgt, dass ich viele staatliche Hilfsprogramme nicht in Anspruch nehmen musste, sondern hat auch viele der erwähnten Investitionen erst möglich gemacht.
Mit Schwung und Elan in das Jahr 2021
Fazit: Wir arbeiten daran, dass 2021 wieder mehr historische Veranstaltungen aller Epochen stattfinden und die Museen auf unser erweitertes Angebot kräftig zugreifen werden. Bis dahin: Bleibt gesund und vielleicht sehen wir uns …