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Kelten- und Römermuseum Manching

Im Sommer hatte ich die Gelegenheit, das Kelten- und Römermuseum Manching zu besuchen. Kurz zusammengefasst kann ich sagen: Es hat sich wirklich gelohnt. Die ausgestellten Objekte und ihre Beschriftungen haben uns bei der Zusammenstellung unserer keltischen Ausstattung sehr geholfen.

Anfahrt zum Kelten- und Römermuseum Manching

Manching ist ein kleiner Ort südlich von Ingolstadt. Der Ort hat eine eigene Autobahnabfahrt von der A 9. Das Kelten- und Römermuseum Manching liegt beinahe direkt an der Abfahrt, von der Autobahn kommend auf der linken Seite. Ich habe mich vom Hinweis auf den Parkplatz für Wohnmobile kurz vor der Zufahrt zum Museum verwirren lassen, dabei gibt es reichlich Parkplätze direkt am Museum. Der Museumbau ist sehr modern, aus Sichtbeton mit großen Glasfronten.

Die Kelten in Manching

Das Kelten- und Römermuseum Manching zeigt im Obergeschoss die Grabungsfunde des keltischen Oppidums, dessen Überreste südöstlich des heutigen Ortes liegen. Leider wurde beim Bau eines Fliegerhorstes im Dritten Reich wenig Rücksicht auf die im Boden erhaltenen Strukturen genommen. Viel wurde daher zerstört. Dennoch konnten durch zahlreiche Grabungen viele Details zum Leben in einer keltischen Großsiedlung ermittelt werden.

Keltischer Schmuck
Ein bisschen keltischer Schmuck. Einer unserer Krieger trägt ein Taranis-Rad, von denen hier zwei zu sehen sind, am Lederriemchen um den Hals.

Die Anfänge der Siedlung lagen im 3. Jahrhundert (Latène B, Mittellatène). Im 2. Jahrhundert (Latène C/D, Spätlatène) erlebte das Oppidum seine Blüte. Zu dieser Zeit erstreckte sich die Siedlung über eine Fläche von 380 Hektar und war von einer Holz-Stein-Erde-Befestigung (murus gallicus, später ergänzt durch eine Pfostenschlitzmauer) von mehr als 7 km Länge umgeben. Noch vor der Ankunft der Römer im Donaugebiet (15 v. Chr.), zwischen 50 und 30 v. Chr., verfiel die Siedlung und wurde aufgegeben. Der keltische Name der Siedlung ist nicht bekannt.

Die Entwicklung von Schwertklingen und Schwertscheiden
Die Entwicklung von Schwertklingen und Schwertscheiden vom Latène B links zum Latène D rechts.
Die Ausstellung zu den Kelten

Die Ausstellung ist ausgesprochen großzügig präsentiert. Sie ist in drei Teile untergliedert: Siedlungsstruktur, das Leben in der Stadt und die Geschichte der Siedlung. Eine ganze Reihe von Vitrinen steht frei im Raum. Die Objekte darin können so von allen Seiten betrachtet werden. Hintergrundinfos gibt es auf Wandtafeln hinter den Schaukästen oder auf von der Decke frei im Raum hängenden Infotafeln. Eine Reihe von Objekten ist zudem in „Gruben“ im Boden eingelassen. So wird die Fundsituation anschaulich demonstriert.

Schildbuckel, Mantelfibel und Schwertkette aus einem Kriegergrab.
Schildbuckel, Mantelfibel und Schwertkette aus einem Kriegergrab.

Modellrekonstruktionen von Gebäuden und ganzen Baugruppen geben einen Eindruck von der Bebauung im Oppidum. Die Teilrekonstruktion eines Gebäudes im Maßstab 1:1 vermittelt die Bauweise keltischer Häuser und lädt dazu ein, selber einmal ein keltisches Türschloss auszuprobieren. Ein geschlossenes Kabinett präsentiert die eindeutig in kultischem Zusammenhang stehenden Objekte. Darunter befindet sich auch eines der Highlights im Sammlungsbestand des Museums, das goldene Kultbäumchen mitsamt einer Rekonstruktion. Ein weiterer Höhepunkt ist die Präsentation des mit 450 Münzen größten keltischen Goldschatz-Fundes des 20. Jahrhunderts.

Die Römer in Manching

Bei ihren Eroberungszügen unter Tiberius und Drusus des Jahres 15 n. Chr. im Alpenvorland fanden die Römer vom Oppidum Manching nur noch die verfallenden Befestigungsanlagen vor. Nördlich des Oppidums, im Ortsteil Oberstimm, errichteten die Römer um 40-50 n. Chr. ein Hilfstruppenlager. Im Untergeschoss des Museums sind die Funde aus diesem Castell sowie weitere römische Funde aus der Umgebung von Manching ausgestellt. Die Objekte sind in einer Reihe von Wandvitrinen thematisch sortiert zusammengestellt (z.B. Bewaffnung der Soldaten, Ernährung, etc.).

Die Rümpfe der beiden Patrouillenboote im Kelten- und Römermuseum Manching.
Die Rümpfe der beiden Patrouillenboote im Kelten- und Römermuseum Manching.

Dort werden auch die Reste zweier Patrouillenboote der Donauflotte aus der Zeit um 100 n. Chr. präsentiert, die 1986 in einem verlandeten Seitenarm der Donau gefunden worden waren. Ein großes Modell zeigt die Rekonstruktion der Donaubrücke von Stepperg – für mich besonders interessant, da ich anlässlich der Ausstellung „Hightech Römer“ im LVR-LandesMuseum Bonn in der Zeitschrift „epoc“ bereits einmal eine Übersicht über den Brückenbau der Römer gegeben habe.

Das Modell der Brückenbaustelle.
Das Modell der Brückenbaustelle.
Der Museumsshop im Kelten- und Römermuseum Manching

Der Museumsshop bietet die übliche Standard-Literatur zu Kelten und Römern. Leider gibt es keine kompakte und erschwingliche Übersicht über das Oppidum Manching (mehr). Wer nicht auf seinen Geldbeutel achten muss (aber auf wen trifft das schon zu?), der kann sich mit den mehrbändigen Grabungsberichten der Archäologischen Staatssammlung eindecken. Doch wird man da schnell einige Hunderter los. Repliken von keltischem Schmuck habe ich leider vergeblich gesucht.

Unbedingt empfehlenswert ist der Audioguide, den es für kleines Geld an der Kasse zu entleihen gibt. Viele Hintergrund-Infos, für die auf den Texttafeln in der Ausstellung einfach kein Platz ist (wer außer mir liest sich schon durch ewige Wandtexte), gibt es dort als gesprochenen Text.

Auf der Website des Museums gibt es weitere Infos zur Ausstellung und natürlich zu den Eintrittspreisen und Öffnungszeiten.